Die Frankfurter Neue Presse startet heute eine neue Serie: „DIE GLÜCKSBRINGER“ von Pia Rolfs.

Zum Nachlesen hier das gesamte Interview:

 

Glück steigert die Leistung

Justine Lagiewka und Pia Michel wollen Menschen im Job glücklicher machen.

 

Alle Menschen suchen das Glück – doch für einige gehört es sogar zum Berufsalltag, andere glücklich zu machen. In unserer neuen Serie „die Glücksbringer“ befragt Redakteurin Pia Rolfs Menschen, die sich beruflich mit diesem Thema beschäftigen. Im ersten Teil spricht sie mit Justine Lagiewka und Pia Michel von der Frankfurter Beratung GOOD WORK GOOD LIFE. Beide sind als Coach für Menschen tätig, die im Job zufriedener werden wollen.

 

Ihr Motto lautet „Glücklich im Job“. Schließen sich Job und Glück nicht aus?

LAGIEWKA: Im Gegenteil. Glück ist keine Privatsache! Nur in einem Job, in dem ich mich glücklich fühle, kann ich auf Dauer sehr gute Leistungen bringen, bin ich innovativer, optimistischer und dies zeigt sich auch in meinem Umgang mit Kunden und Kollegen. Es lohnt sich also für Unternehmen, wenn ihre Mitarbeiter glücklich sind.

 

Aber ist es etwa am Fließband nicht schwieriger, Glück und Sinnerfüllung zu finden, als in einem kreativen Job?

MICHEL: Das stimmt nicht zwangsweise. Ich habe während meines Studiums am Fließband gearbeitet und die positive Stimmung bei den langjährigen, festangestellten Kollegen hat mich beeindruckt. Ich glaube, sie waren glücklich im Job.

LAGIEWKA: Glück ist eben auch die Möglichkeit, meine persönlichen Werte zu leben. Wenn es mir am wichtigsten ist, in einem Umfeld mit sehr guten Beziehungen zu arbeiten, ist dies – je nach Kollegen – am Fließband ebenso möglich wie im Management.

 

Also sind Chefs nicht glücklicher als ihre Angestellten?

MICHEL: Einige unserer Coaching-Klienten sind unglückliche Chefs, z.B. weil sie nicht hinter dem stehen, was sie von ihren Mitarbeitern fordern sollen, sehr hohen Erfolgsdruck haben und nicht glauben, die Erwartungen erfüllen zu können. Wir kennen viele, die ihr hohes Gehalt nur als Schmerzensgeld empfinden.

 

Welche Rolle spielt denn die Entlohnung fürs Glücklichsein?

MICHEL: Wir beobachten in den letzten 10 Jahren einen Wertewandel. Früher waren vor allem Geld, Macht, Status und Gestaltungsspielraum sehr wichtig. Diese Werte sind gleich geblieben, dazu gekommen ist jedoch der Wunsch nach Sinn und der Wunsch, dass die persönlichen Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen.

 

Wie wichtig ist denn der Vergleich mit den Gehältern der Kollegen?

MICHEL: Sehr wichtig – Ungerechtigkeit ist ein KO Kriterium für Glücksgefühle.

 

Was behindert außerdem noch das Glück im Job?

LAGIEWKA: Unklarheit über eigene Ziele, das Gefühl, ein Opfer der Umstände zu sein, schlechtes Arbeitsklima oder Arbeitsbedingungen, Wertekonflikte, mangelnde Perspektiven oder Angst um den Arbeitsplatz.

 

Welche Tipps geben Sie Ihren Klienten?

LAGIEWKA: Wir gehen weit darüber hinaus. Wir empfehlen eine gründliche Auseinandersetzung mit sich selbst. In unseren Workshops „HAPPY@WORK“ gewinnt jeder Teilnehmer Klarheit darüber, wer er ist, wer er sein will, wohin er will und warum. Damit erhält jeder sein sicheres Fundament, die richtigen Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.

 

Scheitert das Glück im Job daran, dass die Menschen nicht wissen, was sie wollen? Oder daran, dass sie es nicht erreichen können?

MICHEL: Wir sehen im Karrierecoaching beides. Manche wissen wirklich nicht, was sie wollen. Manche wollen es nicht wissen, weil sie die Konsequenzen der Veränderung scheuen. Manche wissen, was sie wollen, haben aber nicht der Mut oder das Wissen, wie sie es erfolgreich erreichen können.

 

Wenn jemand seine Idee in seiner Arbeit nicht umsetzen kann, soll er dann aussteigen?

LAGIEWKA:

Hier rate ich erst mal zur Vorsicht!

Wer hohe finanzielle Verpflichtungen hat, sollte nicht spontan seinen gut bezahlten Posten aufgeben um z.B. Geigenbauer zu werden. Vielmehr sollte er zunächst den Blick auf das Positive im Job richten. Im nächsten Schritt kann er versuchen, etwas in seiner Position zu ändern oder sich außerhalb der Arbeit  Projekte suchen, die ihn glücklich machen.

MICHEL: Und der letzte Schritt ist, strategisch einen neuen Job zu suchen, der besser zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen passt.

 

Sie haben vorher auch beide in anderen Bereichen gearbeitet, waren unter anderem in der Unternehmens- und Personalberatung tätig. Wie sind Sie auf das Thema Glück im Job gekommen?

MICHEL: Durch unsere Klienten. Wir haben einfach so viele Menschen kennengelernt, die unglücklich im Job und dadurch im Leben sind.

LAGIEWKA: Wir kommen beide aus dem Business und wissen, wie Unternehmen funktionieren. Wir haben selbst Mitarbeiter geführt und kennen den Druck. In der Arbeit mit über 1000 Führungskräften bekamen wir immer wieder die Rückmeldung: „Danke – in ihrem Coaching ist mir endlich klar geworden, wie ich selbst mein Lebens- und Arbeitsglück nach meinen Wünschen gestalten kann“. Und das Schönste ist, zufriedene Führungskräfte haben glücklichere und produktivere Mitarbeiter.

MICHEL: Ja – denn wir setzen bei GOOD WORK GOOD LIFE unsere Expertise für etwas Sinnvolles ein.

 

Wenn Sie Glück in einem Satz definieren würden, wie würde der lauten?

LAGIEWKA: Glück ist die Freiheit, das zu tun, was mir wichtig ist.

MICHEL: Glück ist, mit sich und der Welt in all ihren Facetten im Reinen zu sein.